Die Dopingvorwürfe gegen Fußballelf 1954 (2024)

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Zagatta: 3:2 durch Helmut Rahn, Deutschland siegt gegen die Ungarn im Endspiel um die Fußballweltmeisterschaft im Juni 1954. Der Kinofilm "Das Wunder von Bern" stimmt uns schon seit Wochen ein auf das Jubiläum. Die Heldenverehrung zum 50. Jahrestag dieses unvergesslichen Spiels wird jetzt allerdings etwas gestört, zumindest durch Vorwürfe, die deutschen Spieler hätten mysteriöse Spritzen erhalten, manche nennen das Doping. Vorwürfe, die gestern abend auch Gegenstand eines Fernsehbeitrags in der Sendung Report waren. Für uns Anlass, mit einem der drei heute noch lebenden Spieler aus dieser Weltmeisterelf zu sprechen, mit Horst Eckel. Und der war ziemlich empört, als wir ihn jetzt am Telefon danach fragen konnten, wie das damals war mit diesen ominösen Spritzen.

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    Eckel: Was da geschrieben wird oder hochkommt, das ist die größte Frechheit, die ich überhaupt erlebe. Nach 50 Jahren so etwas noch mal auf den Tisch zu bringen - und ich kann beschwören, dass da überhaupt Null war mit Doping.

    Zagatta: Aber Sie haben damals Spritzen bekommen bei der Weltmeisterschaft?

    Eckel: Ja, das war ein Versuch mit Traubenzucker, sonst gar nichts. Diese Sachen haben wir ja auch morgens am Kaffeetisch gehabt.

    Zagatta: Warum muss man das dann spritzen?

    Eckel: Weil es ein Versuch war, wie schnell das ins Blut geht. Wir haben eine Spritze für alle gehabt und es war freigestellt, ob man es machen will.

    Zagatta: Haben Sie selbst auch solche Spritzen bekommen?

    Eckel: Ja, ich habe mir auch eine geben lassen. Und dann wird geschrieben, all die Spieler, die die Spritze bekamen, haben Gelbsucht gehabt. Das ist schon eine große Lüge, ich hatte keine Gelbsucht.

    Zagatta: Aber insgesamt sieben oder acht Spieler sollen ja Gelbsucht gehabt haben.

    Eckel: Nein, es waren höchstens sechs.

    Zagatta: Das ist doch auch schon viel.

    Eckel: Das hat doch aber mit Doping nichts zu tun.

    Zagatta: War es normal vor 50 Jahren mit solchen Spritzen ins Spiel zu gehen?

    Eckel: Wir haben die nicht vorm Spiel bekommen, sondern irgendwann. Vorm Training oder so. Das war nicht vor einem Spiel oder dem Endspiel, wir haben diesen Besuch ein mal gemacht, vor irgendeinem Training, nicht vor einem Spiel.

    Zagatta: Aber es gibt ja die Aussage, dass diese Ampullen bei Ihnen in der Kabine gefunden wurden. Das stimmt nicht?

    Eckel: Was? Ich habe keine gesehen. Nie Doping, wenn, dann war es Traubenzucker. Und das ist kein Doping. Ich war jetzt in Bad Oeynhausen beim Ärztekongress, wo wir auch darüber sprachen. Die haben sich totgelacht, 1954 Doping. Da haben die sich totgelacht und das ist ja doch bezeichnend.

    Zagatta: Aber die Ungarn haben ja bald nach dem Spiel schon Dopingvorwürfe erhoben. Da hat dann die deutsche Mannschaft jahrelang bestritten, dass es überhaupt Spritzen gegeben hat. Wollte man das nicht zugeben, direkt hinterher?

    Eckel: Das wurde früh zugeben. Das Thema ist vor 50 Jahren schon auf dem Tisch gewesen und jetzt will irgend jemand dadurch Geld verdienen oder groß rauskommen, das ist alles. Und das ist das Schlimmste, was uns passieren kann, wir Spieler werden da noch einmal verunglimpft.

    Zagatta: Aber das Interesse, das jetzt hochkommt hängt vielleicht auch damit zusammen, dass man eben 50 Jahre später sich noch immer so für dieses Spiel interessiert, da es so wichtig und toll war für die Deutschen.

    Eckel: Nein, nein, nein, das ist eine Frechheit. Nach 50 Jahren, so ein Spiel um die Weltmeisterschaft - dann noch mal alles rauszubringen und zu sagen 'die waren gedopt, darum sind sie Weltmeister geworden'. Das ist für uns Spieler, die noch leben, ganz schlimm.

    Zagatta: Was ist denn mit dem anderen Thema, jetzt soll auch neues oder altes Filmmaterial aufgetaucht sein, das man bisher nicht kannte mit dem Abseitstor, das die Ungarn geschossen haben. War es eins?

    Eckel: Das ist doch genau dasselbe. Und ja, das war ein ganz klares Abseitstor. Der Linienrichter hat sofort die Fahne gehoben.

    Zagatta: Das muss ja noch nichts sagen.

    Eckel: Was? Das muss nichts sagen?

    Zagatta: Ich meine, wenn es jetzt einen Fernsehbeweis geben sollte, das erleben wir ja ständig, dann könnte es ja trotzdem Abseits oder keines gewesen sein.

    Eckel: Ach, gut, dann war es Abseits. Wenn alle das meinen. Und ich sage: es war Abseits. Ich habe ja da gestanden und mein erster Blick war raus zum Linienrichter und der hat sofort die Fahne gehoben gehabt, der hat nicht gezögert.

    Zagatta: Dann wollen wir das auch gar nicht bezweifeln. Kein irregulärer Pfiff, kein medizinisches Wunder. Gefällt Ihnen denn nach 50 Jahren noch der Ausdruck "Wunder von Bern", war es ein Wunder für Sie?

    Eckel: Selbstverständlich war das ein Wunder, wir sind ja als krasse Außenseiter da hingefahren. Wenn man das nicht glaubt und ich sage auch wenn ich das noch Hundert mal sagen muss und es kommt immer wieder hoch, dann muss man sich ja fragen, was da los ist.

    Zagatta: Das war Horst Eckel, einer der Helden von Bern. Ich bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch.

    Eckel: Wiederhören.

    Die Dopingvorwürfe gegen Fußballelf 1954 (2024)

    FAQs

    Waren die Weltmeister von 1954 gedopt? ›

    Nun sprechen Wissenschaftler von Indizien, die darauf hinweisen, dass sich die Fußballweltmeister von 1954 mit dem Methamphetamin Pervitin aufgeputscht haben. Doch Doping im Fußball bleibt ein Tabuthema. Hoch soll'n sie leben: Fritz Walter und Trainer Sepp Herberger am 4. Juli 1954 im Berner Wankdorfstadion.

    Wie konnte Ungarn die Weltmeisterschaft 1954 verlieren? ›

    Morlock, der Halbrechtsverteidiger Westdeutschlands, schießt im WM-Finale in Bern (Schweiz) gegen Ungarn ein Tor. Westdeutschland wurde mit einem 3:2-Sieg Weltmeister. Morlock, der Halbrechtsverteidiger Westdeutschlands, schießt im WM-Finale in Bern (Schweiz) gegen Ungarn ein Tor.

    Wie hat Deutschland 1954 in der Vorrunde gegen Ungarn gespielt? ›

    Spielinfo | Ungarn - Deutschland 8:3 | Vorrunde, 2. Spieltag | Weltmeisterschaft 1954 - kicker.

    Welches Wunder passierte am 4 Juli 1954 in Bern? ›

    Überraschend gewinnt die deutsche National-Elf am 4. Juli 1954 das Finale der Fußball-WM in der Schweiz gegen den Favoriten Ungarn. Das "Wunder von Bern" hilft, das nationale Selbstbewusstsein nach dem verlorenen Krieg wieder aufzubauen.

    Welcher Fussballer hat gedopt? ›

    07.12.2023, 17:31 Lesezeit: 2 Min. Dem französischen Fußball-Nationalspieler Paul Pogba droht das Ende seiner Karriere. Pogba war im August positiv auf Testosteron getestet worden. Dem französischen Fußball-Nationalspieler Paul Pogba droht nach seinem positiven Doping-Test das Ende der Karriere.

    Was haben die Weltmeister von 1954 bekommen? ›

    VW-Käfer als Prämie

    Für den Titelgewinn des DFB-Teams von 1954 in Bern erhielten die Spieler 1280 Euro, einen Fernseher, einen Lederkoffer und einen Motorroller. Für den Triumph 20 Jahre später schüttete der DFB 35.900 Euro und einen VW-Käfer aus. 1990 gab es immerhin schon 64.100 Euro Prämie.

    Wie viele Weltmeister von 1954 leben noch? ›

    Horst Eckel verstirbt im Alter von 89 Jahren. Das „Wunder von Bern“ ist endgültig Geschichte - Fußball-Deutschland hat seinen letzten „Helden“ von 1954 verloren. Horst Eckel, der zuletzt einzig noch lebende Weltmeister der legendären Walter-Elf, ist am Freitag im Alter von 89 Jahren gestorben.

    Wer schoss 1954 Siegtreffer für Deutschland? ›

    Max Morlock (1925-1994)

    Während der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz schoss Morlock mit sechs Treffern die meisten Tore für die deutsche Mannschaft.

    Wer schoss das entscheidende Tor 1954? ›

    Fußball-Weltmeisterschaft wurde am 16. Juni 1954 durch Jugoslawien und Frankreich in Lausanne ausgetragen. Bereits in der 15. Minute schoss Miloš Milutinović das entscheidende Tor zum 1:0-Erfolg für die Jugoslawen.

    Wer hat das Wunder von Bern geschossen? ›

    Als die DFB-Elf im Viertelfinale gegen die ebenfalls favorisierten Jugoslawen gewann (2:0) und im Halbfinale Österreich nach Hans Schäfers Führungstor mit 6:1 regelrecht deklassierte, kam es am 4. Juli 1954 zum legendären „Wunder von Bern“.

    Wer schoß Deutschland 1954 zum ersten WM Titel? ›

    Als jüngster deutscher Spieler stand er er bei allen Spielen auf dem Platz und erlebte im Finale, wie Helmut Rahn mit seinem Siegtor Deutschland zum ersten Weltmeistertitel schoss.

    Welcher ungarische Spieler gewann bei der Weltmeisterschaft 1954 den Goldenen Ball? ›

    Auf internationaler Ebene erzielte Puskás als Kapitän dieser legendären Mannschaft unglaubliche 84 Tore in 85 Spielen und vertrat später auch viermal Spanien. Bei der Weltmeisterschaft 1954 war er der herausragendste Spieler des Turniers und wurde mit dem Goldenen Ball ausgezeichnet.

    Waren die Helden von Bern gedopt? ›

    Mehreren Spielern der deutschen Fußball-Nationalmannschaft von 1954 soll in der Schweiz während der Weltmeisterschaft das Aufputschmittel Pervitin verabreicht worden sein. Dies ist eines der Ergebnisse der Studie „Doping in Deutschland“, die am Montag an der Universität Leipzig vorgestellt wurde.

    Wer hat mit Anabolika gedopt? ›

    1988 wurde Sprint-König Ben Johnson bei seinem Olympiasieg mit dem Anabolika-Mittel Stanozolol überführt. Nach dem größten Skandal der Sportgeschichte kam das verbotene Muskelmittel aus der Doping-Mode. Jetzt wurde ausgerechnet der deutsche Box-Weltmeister Felix Sturm (37) damit erwischt.

    Wird im Profisport gedopt? ›

    Im Spitzensport wird wesentlich mehr gedopt, als durch Blut- und Urintests nachgewiesen werden kann. Bei einer wissenschaftlichen Studie gaben mindestens 30 Prozent der Teilnehmenden der Leichtathletikweltmeisterschaft 2011 und 45 Prozent Sportler bei den Pan-Arabischen Spielen 2011 an, Dopingmittel genommen zu haben.

    References

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